Selbstverständnis

Ein Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – Selbstverständnis von C4F

Wir sind ein Zusammenschluss von Menschen, welcher sich gegen Knäste und die Knastgesellschaft auf unterschiedliche Art und Weise versucht zu wehren. Wir sehen den Knast nicht losgelöst von den Verhältnissen „draußen“, sondern vielmehr als ein fundamentales Element von Staat und Kapitalismus, welchen wir ebenfalls feindlich gegenüber stehen. Mehr dazu aber in unserem Anti-Knast Text (kommt bald).

Ein Blick in die Vergangenheit

Bis März 2020 haben wir unter dem Namen „Soligruppe Berlin der GG/BO“ agiert. Die „Gefangenen Gewerkschaft/Bundesweite Organisation“ hat sich im Mai 2014 im Knast Tegel gegründet, um die starke Spaltung zwischen den Gefangenen zu durchbrechen und sich mithilfe von gemeinsam formulierten Minimalforderungen (Mindestlohn, Einbezug in die Rentenversicherung, Tariffähigkeit usw.) gegen die ausbeuterischen Verhältnisse hinter Gittern zu wehren. Die GG/BO ist dementsprechend ein selbstorganisiertes Projekt von Gefangenen, welches von Soligruppen außerhalb der Knastmauern unterstützt wird. Auch wir haben, so wie die Soligruppen in Jena, Leipzig, Köln und Nürnberg gefangene Gewerkschaftler*innen bei ihren Kämpfen unterstützt. Dabei haben wir uns auf Gefangene in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg konzentriert. Andere Soligruppen unterstützen Gefangene in den anderen Bundesländern.

Die Bezugnahme zur GG/BO fanden wir immer sehr wertvoll, auch, wenn die Organisation sehr reformistische Ziele formuliert. Zum einen, weil es ein selbstorganisiertes Projekt von unten und innen heraus ist und wir daran anknüpfen konnten. Durch die GG/BO war der Kontakt nach „drinnen“ möglich, wodurch ein reger Austausch zwischen draußen und drinnen stattfinden konnte. Eine Stellvertreter*innenpolitik wollten wir nämlich auf gar keinen Fall betreiben, somit sahen wir die GG/BO als Chance, auf die Belange von Gefangenen einzugehen und ihre Kämpfe mitzugestalten. Zum anderen fanden wir von Anfang an das Selbstverständnis der GG/BO dahingehend sehr wertvoll, als dass es sich „jeder Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ entgegenstellt. Diesen Umstand sowie die formulierten Minimalziele sahen wir als Sprungbrett, mit dem weitergehende Ziele formuliert werden können. So konnten wir durch die Organisation und den daraus resultierenden starken Kontakt zu Gefangenen, u.a. auch Anti-Knast Inhalte breit in die Knäste tragen. Weder die Gefangenen, noch wir hier draußen waren also isoliert mit unseren Kämpfen. Wir haben sie gemeinsam geführt, eine gegenseitige Bezugnahme konnte jederzeit stattfinden.

Leider sehen wir uns seit einem Jahr damit konfrontiert, dass das Konzept der GG/BO, als Organisation hinter Gittern, unter welcher sich viele Gefangene zusammen finden, mit gemeinsam formulierten Zielen Kämpfe führen, an die Öffentlichkeit treten und Aktionen planen, für die Bundesländer, die wir unterstützt haben, nicht mehr greift. Seit mindestens einem Jahr unterstützen wir anstelle dessen vorwiegend Einzelkämpfe von Gefangenen. Unser Hauptanliegen, nämlich die GG/BO und damit Kollektivkämpfe zu unterstützen, ist faktisch einfach nicht mehr möglich, weil es eben in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig Holstein und Baden-Württemberg keine GG/BO mehr gibt.

Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig, allerdings ist offensichtlich geworden, dass die krasse Spaltung der Gefangenen durch beispielsweise Wärter*innen, die Repression und die Isolation leider gut funktioniert. Gefangenen wurden immer wieder klar gemacht, dass der Kontakt mit uns als Soligruppe negative Konsequenzen mit sich ziehen kann. Unsere Kommunikation mit ihnen wurde überwacht, Briefe wurden von Wärter*innen, noch bevor sie die Gefangenen erreicht haben, geklaut, wenn Gefangene trotzdem mit uns im Kontakt waren und sich versuchten, gegen die Verhältnisse zu wehren, folgten oft Disziplinarmaßnahmen, vermehrter Einschluss oder gleich die totale Isolation. Viele Gefangene schüchterte das offensichtlich ein. Während in den Anfangszeiten der GG/BO mehr und mehr Gefangene aktiv werden wollten und die Organisation zeitweise über 1000 Mitglieder zählte, wurde in der jüngsten Zeit unser Kontakt zu Gefangenen geringer, geschweige dem, dass wir heute davon sprechen können, eine „Organisation“ zu unterstützen. Dementsprechend war unser Name schon lange nicht mehr Programm und wir gezwungen, über diesen und damit unsere Rolle und Funktion Gedanken zu machen.

Wir sind überzeugt, dass u.a. unsere antistaatliche und antikapitalistische Haltung dazu beigetragen hat, dass Gefangene vermehrt Repression ausgesetzt sind, wenn sie mit uns Kontakt haben. Wenn sich Menschen draußen gegen Herrschaft und Unterdrückung wehren und dabei nicht nur eine neue Regierung, eine neue Form von Herrschaft oder weniger Ausbeutung und Unterdrückung fordern, sind sie meist mit Repression konfrontiert. Das, was den Staat an meisten angreift, nämlich der Kampf um eine generelle Befreiung von selbigen und dem Kapitalismus, versucht er stetig mit massiver Repression zu beantworten, um Widerstand zu unterdrücken, Rebellierende zum schweigen zu bringen und seine Herrschaft damit zu sichern. Eine Form der Unterdrückung ist dabei der Knast. Er sperrt die Menschen weg, welche sich dem Kapitalismus und den herrschaftlichen Regeln nicht angepasst verhalten haben. Wenn sich hier aber doch Menschen den Mund nicht verbieten lassen, rebellieren und widerständig sind, ist das natürlich absolut konträr zu dem, was der Staat mit dem Knast erreichen will. Gefangene, welche sich organisieren und sich gemeinsam versuchen zu wehren, sind dementsprechend ein Dorn im Auge des Staates.

Innerhalb der GG/BO sind viele Gefangene oft bei den Minimalzielen geblieben oder forderten lediglich „mehr Aufschluss“, eine „bessere medizinische Versorgung“ oder „geringere Einkaufspreise“ im Knast. Diese formulierten Ziele greifen den Staat natürlich erst einmal per se nicht an. Wir glauben aber, dass vor allem der Kontakt nach draußen, beispielsweise zu Anti-Knast Gruppen, den Staat zittern lassen. Gefangene, die nicht isoliert kämpfen, sondern Verbündete drinnen wie draußen suchen und finden, sind für den Staat gefährlich. So war auch die GG/BO seit ihrer Gründung mit Repression konfrontiert, weil es von Anfang an den Kontakt nach draußen gab. So wie wir als Soligruppe dann aber mit der Zeit unsere Anti-Knast Perspektive immer stärker nach außen offen darlegten, stieg auch die Repression gegen Gefangene zunehmend an. Seit wir beispielsweise Wärter*innen des Knastes Neumünster öffentlich benannt haben, welche Gefangene drangsalieren, kommt unsere Post in den Knast fast gar nicht mehr bei den Gefangenen an.

Wir mussten uns also entscheiden: springen wir auf den reformistischen Zug, halten wir in bestimmten Punkten die Klappe, wird die Repression vielleicht geringer und die GG/BO vielleicht wieder größer. Oder wollen wir gemeinsam gefährlich, gemeinsam rebellisch bleiben, uns nicht einschüchtern lassen und tatsächlich, drinnen wie draußen, eine Bedrohung für Staat und kapital sein?

Ja, wir wollen!

Criminals for freedom!

Die Entscheidung viel uns ehrlich gesagt nicht schwer. Uns ist klar, dass eine tatsächliche Befreiung von Unterdrückung, Herrschaft, Faschismus, Patriarchat usw. nicht mit dem Staat oder dem Kapital stattfinden kann, weil diese jede Form von Unterdrückung befördern und zur Erhaltung ihres Systems benötigen. Sich vor dem Staat zu ducken, sich seiner Repression zu unterwerfen, die Klappe zu halten und zu Hause Däumchen zu drehen, war deswegen nie eine ernste Diskussion zwischen uns.

Auch stellten wir nie zur Diskussion, dass wir alle Gefangene unterstützen wollten. In unserer Praxis war es eben aber kein Kollektiv mehr, welches wir unterstützen, sondern einzelne kämpfende Gefangene aber auch nicht kämpfende Gefangene. Auch, wenn wir nun einen neuen Namen haben, werden wir weiterhin alle Gefangenen, zu denen wir eh schon Kontakt und mit denen wir uns solidarisch gezeigt haben, weiterhin unterstützen. Das gilt auch für alle zukünftigen Gefangenen und Rebell*innen, welche uns kontaktieren werden. Ebenso freuen wir uns natürlich, wenn sich wieder eine GG/BO innerhalb der oben genannten Bundesländer oder sogar bundesweit bilden sollte und sind dementsprechend jederzeit bereit, diese zu unterstützen.

Dabei gilt für uns immer, dass vor allem die Gefangenen die Takt- und Stichwortgeber*innen der Kämpfe drinnen sind. Natürlich versuchen wir auch, darauf Einfluss zu nehmen, allerdings entscheiden in erster Linie die Gefangenen, gegen was sie sich wehren und welche Mittel sie dafür nutzen wollen. Weil wir uns konkret als Unterstützungsstruktur begreifen, kommt es deswegen auch mal vor, dass wir als Sprachrohr für die Gefangenen mit Staatsdiener*innen oder Staatsträger*innen in Kontakt geraten. Wir könnten uns auch Schöneres vorstellen, verstehen allerdings das dringende Bedürfnis einiger Gefangenen, Inhalte zum Beispiel breit an die Öffentlichkeit zu tragen und deswegen kommerzielle Medien zu kontaktieren. Manche wollen auch, dass wir uns mit Sozialarbeiter*innen oder „gemeinnützigen Vereinen“ auseinandersetzen, in der Hoffnung, dass sich im Knast dadurch etwas verbessert. Einige Gefangene schreiten manchmal auch selbst zur Tat und kontaktieren beispielsweise Medienvertreter*innen, mit denen sie arbeiten wollen. Für diejenigen, für welche das nicht in Betracht kommt, weil sie beispielsweise von innen heraus gar nicht die Möglichkeit dazu haben, unterstützen wir an dieser Stelle, soweit wir uns das vorstellen können. Uns ist bewusst, dass unsere ablehnende Haltung gegen den Staat und all seinen Träger*innen und Diener*innen manchmal widersprüchlich zu unserer Praxis ist. Allerdings ist es uns wichtig, in erster Linie die Gefangenen zu unterstützen – unsere Haltung werfen wir dabei nicht gänzlich über Bord, zugegeben tritt sie aber zeitweise an zweiter Stelle. So verhält es sich auch bei Aktionen innerhalb der Knäste. Hier entscheiden die Gefangenen, was sie machen wollen und was nicht. Wir können sie, wieder vorausgesetzt, dass wir uns das vorstellen können, unterstützen und auch gerne aufgrund anderer Praxiserfahrung von Gefangenen Tipps geben.

Anders ist das bei Aktionen draußen. Hier entscheiden wir darüber, was wir machen wollen und was nicht und wählen dabei die Mittel, die wir für wichtig, gut und nötig halten.

Wir wissen, dass bei einigen sofort die Alarmglocken läuten, wenn wir schreiben, dass wir alle unterstützen. Um es vorweg zu nehmen: ja, wir meinen wirklich alle und ja, es kann auch mal sein, dass uns dabei Menschen kontaktieren, mit deren Wertevorstellungen wir nicht einverstanden sind. Uns ist allerdings wichtig, die Konstruktionen von „gut“ und „böse“ nicht zu reproduzieren und eine Richter*innenposition einzunehmen, mit welcher wir beurteilen, was geht und was nicht. Wir wollen Diskussionen zwischen uns und den Gefangenen zulassen, Lebensrealitäten anerkennen aber natürlich auch eigene Grenzen setzen. C4F hat aber nicht die eine Grenze, weil wir kein homogener Haufen sind. Wir setzen uns aus Individuen zusammen, die jeweils eigene Grenzen haben und dementsprechend arbeiten wir auch. Gleichzeitig haben wir auch ein Selbstverständnis gegen Herrschaft und Unterdrückung, welches wir den Gefangenen nicht nur regelmäßig mitteilen, sondern auch stetig darüber mit ihnen im Dialog sind. Konkret bedeutet das, dass bestimmte Gefangene, wie zum Beispiel überzeugte Nazis, gar keine Lust haben mit uns zu arbeiten (was uns ehrlich gesagt die Arbeit oft auch leichter macht). Gleichzeitig haben wir aber auch Kontakt zu Gefangenen, welche zum Beispiel rassistische Äußerungen im (Knast)alltag von sich geben. Im zweiten Fall ist uns eine Auseinandersetzung mit dem Individuum anhand unseres eigenen Selbstverständnisses wichtig und jede*r von uns entscheidet für sich selbst, ob wir den Kontakt weiterhin halten wollen oder nicht. Wichtig: Kontakt heißt nicht direkte Unterstützung. Wenn wir die generelle Abschaffung von Knästen und nicht eigene Knäste für unsere Feind*innen wollen, heißt dass nicht, dass wir alle Gefangenen gleichermaßen unterstützen. Einem überzeugten Nazis würden wir zum Beispiel kein Geld für Telio Telefonate zukommen lassen, wenn allerdings die Knasttüren offen stehen, würden wir sie für ihn auch nicht schließen. Die Auseinandersetzung mit unseren Feind*innen gestaltet sich, so denken wir, nicht durch Knäste, sondern auf der Straße, in den Städten und Dörfern – kurz: dort wo wir leben und leben wollen. Auch, wenn wir es bis heute nicht geschafft haben, die Orte an denen wir leben zum Beispiel zu entnazifizieren, kann Knast nicht die Lösung für gesellschaftliche und politische Probleme sein. Knast verschärft Konflikte, anstatt sie zu lösen.

Ob wir aber dann eine Antwort darauf haben, wir wir mit Menschen umgehen sollen, welche unseren Wertevorstellungen widersprechen?

So wie wir eine befreite Gesellschaft erkämpfen wollen, welche niemals von unterschiedlichen Wertevorstellungen befreit sein wird (und das ist auch gewissermaßen gut so), so arbeiten wir auch an dieser Frage seit unserer Gründung als Soligruppe GG/BO und beantworten sie gerne individuell und nicht pauschal. Und wir hoffen, andere nicht explizite Anti-Knast Gruppen tun das auch, denn Anti-Knast Arbeit darf nicht für sich allein stehen. Unterdrückungsmechanismen bedingen sich und wir fänden es fatal, Diskriminierungsformen jeweils isoliert zu betrachten. Dies entspräche keiner generellen feindschaftlichen Haltung gegenüber dem gesamten vorherrschenden System, welche wir aber gerne pflegen. Die Vernetzung mit antifaschistischen, antirassistischen, antipatriarchalen, antikapitalistischen, antistaatlichen usw. Initiativen fanden wir deswegen schon immer absolut notwendig und versuchen dementsprechend in unserer Praxis jederzeit unsere Kämpfe mit anderen zu verbinden, sodass im besten Fall das „unser“ und „andere“ verschwindet. Kämpfe gemeinsam denken und gestalten und damit der strukturellen Unterdrückung Stück für Stück etwas entgegensetzen und im besten Fall zu überwinden ist daher die Devise, nach der wir arbeiten und welche die oben stehende Frage vielleicht ein Stück weit beantworten kann. Weil wir uns aber auch nicht in der Position sehen, die Frage allein beantworten zu müssen, sind wir natürlich auch offen für neue Ideen und Vorschläge.

Gleichzeitig machen wir auch seit etwa zwei Jahren vermehrt Anti-Repressionsarbeit. So begleiten wir beispielsweise Menschen bei Prozessen oder politisch bei der Vorbereitung auf die Knastzeit. Wichtig ist uns dabei immer, die Kategorien von Schuld und Unschuld oder gut und böse zu überwinden. Die Konstrukte bewegen sich in einem staatlichen Rahmen, in dem Schuld immer meint, sich vorherrschenden Regeln angeblich widersetzt zu haben, womit in dieser Gesellschaft etwas „schlechtes“ oder „böses“ assoziiert wird. Unschuld meint, dem Gesetzbuch und damit den Staat die Füße zu küssen, was in dieser Gesellschaft positiv und damit „gut“ ausgelegt wird. Für alle freiheitsliebenden Menschen ist der Staat allerdings unser Feind und damit auch seine Gesetze und Regeln, welche darauf ausgelegt sind, uns zu beherrschen, zu unterdrücken und zu diskriminieren. Diese zu brechen, ist für uns dementsprechend nichts schlechtes oder böses, sondern meist der offensichtliche Drang, mehr Freiheit zu erlangen. Mithilfe der Konstrukte sollen Handlungen aber von ihrem politischen und gesellschaftlichen Kontext isoliert und die tatsächliche Gewalt, die vom Staat ausgeht, unsichtbar gemacht werden. Individuen wird Schuld an allem Übel gegeben, während der Staat immer gut davon kommt. Er kann machen was er will, uns jeglicher Freiheit berauben und Selbstbestimmung nehmen – verurteilt werden er und seine Handlanger nicht. Aber wir alle, egal ob im Knast oder nicht kämpfen für diese oder ein bisschen mehr Freiheit, sei es mit der Forderung nach mehr Aufschluss, mit einem Banküberfall oder einen Angriff auf diejenigen, die uns ausbeuten und erniedrigen, uns der Freiheit berauben. All diese Kämpfe wird der Staat immer als „böse“. „kriminell“ und „schlecht“ definieren, weil sie seine Struktur, das, was ihn ausmacht, angreifen. Umso wichtiger, dass wir uns verbündeln, die Kämpfe gemeinsam gestalten, uns nicht spalten lassen und uns den Kategorien von böse, kriminell und gut, von schuldig und unschuldig entgegenstellen. Solange der Staat unsere Kämpfe bewusst kriminalisiert und uns damit spalten will, verstehen wir uns deswegen mit voller Genugtuung alle als criminals, egal ob im Knast oder nicht. Denn: wir alle kämpfen für die Freiheit mit unterschiedlichen Mitteln. Wenn da kriminell sein soll, sind wir gerne criminals.

Dass diejenigen, welche sich ein Stück Freiheit nehmen oder erkämpfen wollen oder müssen, weil sonst das Leben oder Überleben einfach nicht mehr möglich ist, vom Staat am meisten angegriffen werden, ist dementsprechend kein Zufall. Deswegen ist es uns wichtig, uns vor allem mit den Unterdrückten solidarisch zu zeigen und eigene Strukturen bei Repression zu unterstützen, welche auf ihre Art und Weise für die Freiheit kämpfen. In einem zunehmend faschistisch autoritär agierenden Staat wird es von Tag zu Tag wichtiger, linke Politik zu verteidigen, auszubauen, und offensiv zu agieren – falls Menschen dabei mit Repression konfrontiert werden, werden wir uns solidarisch zeigen.

Weil sich das hier beschriebene Selbstverständnis und unsere Praxis nicht im Namen „Soligruppe Berlin der GG/BO“ wiederfindet, haben wir uns entschlossen, uns in „Criminals for Freedom – gemeinsam rebellisch, gemeinsam gefährlich“, umzubenennen und unsere tatsächliche Arbeit transparenter zu machen: Unterstützung von allen Gefangenen unabhängig ihrer Struktur oder nicht vorhandenen Struktur, Antirepressions- und Anti-Knastarbeit, verbunden mit allen Kämpfen gegen Unterdrückung, Diskriminierung und Herrschaft und die Verteidigung linker Politik.

Dieses Programm fahren wir nicht erst seit gestern, allerdings soll es sich nun im neuen Namen widerspiegeln.