Am 4. März wird an der Frauen-JVA Chemnitz eine Solidaritätskundgebung für die inhaftierten Frauen stattfinden. Anlass ist der anstehende Frauen- oder feministische Kampftag.
Wir veröffentlichen im Vorfeld der Aktion den Bericht einer Gefangene vom Herbst 2022, der uns zur Verfügung gestellt wurde. Er zeigt, wie die Frauen in Chemnitz behandelt bzw. eher misshandelt werden.
Achtung, der Bericht hat es in sich!
„Ich bin in der JVA Chemnitz gelandet, war aber schwer verletzt. Mein kompletter Unterschenkel ist richtig heftig offen. Sieht aus, als wäre mein Bein gehäutet worden, noch dazu hatte ich viel konsumiert und auch wegen den starken Schmerzen einiges an Schmerzmittel nehmen müssen. Ich war auch in einem Polamedon-Programm, weiß nicht, ob du dich damit auskennst, aber ich habe 20 mg Pola bekommen. Das ist verdammt viel und wird nur selten gegeben in so einer Menge. Noch dazu kamen ordentlicher Beikonsum von Heroin, Koks und Chrystal + sehr viel Schmerzmittel, Thrombosespritzen und Urbason, ein wichtiges Medikament wegen meiner Autoimmunkrankheit, die ich durch die Wunden bekommen habe. Das alles nahm ich jeden Tag zur mir und war für mich auch überlebenswichtig. Der russische „Tierarzt“ aus Chemnitz war allerdings gar nicht der Meinung, mir überhaupt irgendwas zu geben. Also, dass er mir keinen Stoff gibt, ist schon logisch, aber er meinte, er nimmt mich nicht in das Pola-Programm auf, weil ich bei meiner Festnahme logischerweise (!) positiv auf Drogen war. Das Argument brachte er auch bei allen anderen lebenswichtigen Medis. Obwohl bekannt war, dass ich eine schwere Lungenembolie hatte und seitdem jeden Tag Spritzen bekommen muss, setzte er alles ab. Kein Pola, keine Spritzen und bis auf eine Novamin-Tablette (Schmerzmittel), die gerade mal so wirkt wie höchsten eine Ibo 400. Mehr habe ich nicht bekommen. Selbst die super-wichtige Urbasontablette wegen meinem Bein habe ich nicht erhalten. Ich habe geschrien vor Schmerzen, das wurde ignoriert. Und obwohl mein Bein jeden Tag hätte verbunden werden müssen, wurde nur alle 1 bis 3 Tage verbunden. Da die auf solche Wunden nicht vorbereitet sind, hatten die auch kein Verbandsmaterial. Da haben die mir, weil die Wunde so stark suppte, dass alles rausgelaufen ist und mir der Eiter den Fuß runtertropfte, doch ernsthaft eine Packung Binden für Damen in die Hand gerückt. Ich soll doch einfach das versuchen darauf zu schichten, dass würde auch saugen und was anderes haben die jetzt nicht, weil die Apotheke nichts geliefert hat.
Mir ging’s davon jeden Tag schlechter, ich habe extra gesagt, ich brauche die Medis, sonst bekomme ich üble Abszesse. Hat mir natürlich keiner geglaubt und so hatte ich innerhalb von einer Woche drei Abszesse bekommen. Einer davon musste aufgeschnitten werden. Ich war da dann schon so schwach, dass ich nicht einmal mehr laufen konnte. Durch den Sozialdienst erfuhr ich, dass es meinem Partner auch immer schlechter ging. Das war ungelogen die Hölle. Ich hatte nicht mal Kraft, mich irgendwie dagegen zu wehren und dagegen vorzugehen. Erst nach zwei Wochen Hölle kam ich endlich ins Haftkrankenhaus Leipzig. Hier wurde ich gleich noch zwei Mal operiert und die anderen Abszesse aufgeschnitten.
Aber hier habe ich endlich meine ganze Medi bekommen, also hatte ich „nur“ mit meinem Beikonsumentzug zu kämpfen. Das alleine ging knapp drei Monate. Ich will gar nicht wissen, was in Chemnitz mit mir passiert wäre. Ich nehme an, dass ich 100 % mein Bein verloren hätte. Hier wurde dann u.a. festgestellt, dass ich durch die Mangelverpflegung eine Superinfektion hatte. Musste wegen dem Scheiß komplett in Iso. Das fand ich in Chemnitz auch so übel. Ich bin zwar geimpft. Durch meine Lungenembolie wäre eine Coronainfektion für mich echt ne harte Sache. Und obwohl ich das gesagt habe, haben die mich genau zwischen zwei Infektionszellen gelegt, also in beiden waren Coronafälle und ich dazwischen! Ich habe echt keine Ahnung, was das soll oder warum die das machen.“