Original Artikel hier
Es sind noch immer 3 Gefangene im Hungerstreik. Sie haben ein Statement und einen Brief verfasst, den wir hier teilen wollen.
Gerade in diesem Augenblick sind 3 Gefangene im Hungerstreik.
Sie kämpfen gegen ein System, das Menschen allein aufgrund ihres Geburtsortes, aufgrund fehlenden Aufenthaltspapieren kriminalisiert und bis zu 18 Monaten einsperrt.
Sie haben sich entschlossen, keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen, um die Gewalt dieses Systems anzuprangern, für die Freiheit aller!
Bereits im Dezember 2024 traten 3 Gefangene in den Hungerstreik.
Im Februar 2025 begannen 6 neue Personen einen Hungerstreik, Ende Februar waren es schon 8 Menschen die nicht mehr essen und zum jetzigen Zeitpunkt noch 3 Menschen.
Diese Hungerstreiks geschehen alle im Ausschaffungsgefängnis Bässlergut in Basel und
ihre Worte sind klar;
«wir sterben lieber hier im Gefängnis als zurückzukehren. Wir haben kein Leben dort».
Ihr Wunsch ist Aufmerksamkeit und Unterstützung, in jeder Form!
Das hier ist darum auch ein Aufruf diese Briefe breit zu streuen, Solidarität zu zeigen in allen Formen oder Briefe zu schreiben.
Gegen die Gewalt der Grenzen
Gegen rassistische Kontrollen
Gegen Ausschaffungen
Gegen das Bässlergut
Freiheit für alle!
Contre la violence des frontières
Contre les côntroles racistes
Contre les expulsions
Contre le Bässlergut
Liberté pour tout le monde!
Brief von Cherrak Abdellah
Ich bin Cherrak Abdellah, geboren am 27. Oktober 1983, algerischer Staatsbürger aus einer armen
Familie. Ich habe sechs Mal mein Leben im Mittelmeer riskiert. Ich kam im Januar 2016 als Flüchtling in die Schweiz. Nach 4 Monaten wurde mein Asylantrag abgelehnt. Am 5. August teilte mir das Migrationsamt mit, ich hätte einen Unfall, dem ich ausgesetzt war, absichtlich herbeigeführt, um in der Schweiz bleiben zu können. Ist das vernünftig? Ich wurde zweimal am Knöchel operiert. Mein Bein ist behindert. Ich leide unter psychischen Störungen wegen der Ausgrenzung und der Gleichgültigkeit, habe Schmerzen und Wasser in beiden Beinen.
Am 3. Oktober 2021 kam ich aufgrund einer Anklage, mit der ich absolut nichts zu tun habe, ins
Gefängnis und wurde ohne Beweise zu 10 Monaten Haft verurteilt. Ich habe die Strafe im Gefängnis Bässlergut abgesessen, habe gearbeitet und studiert. Begnadigt wurde ich nicht. Das habe ich nicht verstanden. Warum? Ist das Rassismus oder was? Dann wurde ich gewaltsam nach Algerien ausgeschafft. Ich blieb zwei Wochen in Algerien und kehrte aus familiären und religiösen Gründen in die Schweiz zurück. Seit dem 6. September sitze ich grundlos im Gefängnis. Ich soll erneut abgeschoben werden. Ich habe hier im Gefängnis hohen Blutdruck bekommen.
Seit dem 23. Februar befinde ich mich im Hungerstreik. Der Tod ist besser als die Rückkehr nach Algerien.
Helft mir bitte.
Vielen Dank,
Abdellah Cherrak
Statement von Abdellah Cherrak, Boujded Sid Ali, Khaled Hayati
Basel, 03.03.2025
Guten Tag,
Wir sind Abdellah, Boujded und Khaled. Am 23. Februar haben wir einen zweiten Hungerstreik begonnen in Ausschaffungshaft im Gefängnis Bässlergut gegen unsere Ausschaffung.
Wir fordern unsere Freilassung. Wenn es nicht möglich ist, uns innerhalb von 4 Monaten auszuschaffen, sollten wir nicht noch länger eingesperrt werden, das ist nicht normal. Khaled ist schon seit 4 Monaten hier in Haft, Abdellah sogar schon seit 7 Monaten.
Ich, Boujded, habe eine chronische Krankheit, Morbus Crohn. Ich habe mit einem Spezialisten gesprochen in meinem Land, er hat mir gesagt es ist nicht möglich, die Krankheit dort angemessen zu behandeln. Hier in der Schweiz nehme ich jede zweite Woche eine Spritze zur Behandlung, die dort nicht verfügbar ist.
Zwei von uns, Boujded und Abdellah, wurden für einen Diebstahl den wir nicht begangen haben zu 10 beziehungsweise 13 Monaten verurteilt. Das war in einem Club in Basel, jemand hat dort etwas gestohlen. Die bestohlene Person hat ausgesagt es sei eine kleine Person mit langen Haaren gewesen aber später, wir seien es gewesen, obwohl wir beide gross sind und kurze Haare haben. Diese widersprüchliche Aussage ist der einzige «Beweis» für unsere Verurteilung. Nach diesem Urteil hat sich die Person die es tatächlich war freiwillig gestellt und wurde bald ausgeschafft. Aber trotzdem haben wir beide fast beziehungsweise mehr als ein Jahr im Gefängnis verbracht! Wir haben dann einen Prozess angefangen um 70 000 CHF Wiedergutmachung dafür zu erhalten. Das ist auch ein Grund weshalb sie uns loswerden wollen.
Wir haben genug davon!
Auch die Bedingungen hier in Ausschaffungshaft sind inakzeptabel:
Die medizinische Versorgung vom Gefängnisarzt ist komplett unzureichend. Egal für welche Symptome, er verteilt nur Dafalgan, für Schmerzen im Bein, für Schmerzen im Arm, das ist alles. Die Tabletten werden bereits aufgelöst, normalerweise müsste er sie vor unseren Augen auflösen, damit wir wissen welches Medikament wir bekommen, aber wir wissen nicht, was wir nehmen. Deshalb nehmen einige Leute keine Medikamente mehr.
Ich, Boujded, brauche eine Darmspiegelung, aber der Arzt hat mir gesagt, ich kann sie machen wenn ich mit dem Hungerstreik aufgehört habe. Erst als meine Anwältin interveniert hat, wurde ein Behandlung arrangiert.
Ich, Khaled, wurde vom Gefängnisarzt während dem letzten Hungerstreik behandelt, weil ich ohnmächtig geworden bin. Danach hat er mich in Unterhosen in den «Bunker», also in Isolationshaft gesteckt, einen Raum wo rein gar nichts drin ist, der aber 24/7 per Kamera überwacht wird. Deshalb gehe ich nicht mehr zu dem Arzt.
Einmal hat der Arzt auch gefragt: «Warum bist du nach Basel zurückgekommen und nicht nach Gaza gegangen?»
Nach Besuchen von aussen werden immer 1-2 von uns kontrolliert. Wir werden dann gezwungen, uns komplett auszuziehen vor den Wärtern.
Wir sterben lieber hier im Gefängnis als zurückzukehren. Wir haben kein Leben dort.
Wir wünschen uns Aufmerksamkeit und Unterstützung von ausserhalb, in jeder Form.
Ihr seid herzlich willkommen uns zu besuchen und wir freuen uns über solidarische Briefe. Besuchszeiten sind Montag-Freitag 08-10, Samstag 14.30-16-30 und Sonntag 08.30-10.30.
Gefängnis Bässlergut Freiburgerstrasse 47 4057 Basel
Abdellah Cherrak Boujded Sid Ali Khaled Hayati