Knast Bützow: Bettwanzen, fehlende medizinische Versorgung und ungesicherte Gefangentransporte

Im Folgenden drei Berichte eines Gefangenen des Knastes Bützow, welche wieder einmal zeigen, dass der Knast auf das Leben und die Gesundheit von Gefangenen keinen Wert legt und mit ihnen umgeht, als wären sie Dreck. 

Bettwanzen im Haus G : „Schaut euch mal die Wanze an, die Wanze im G-Haus tanzen kann… Auf der Mauer auf der Lauer … in der JVA Bützow“ (Gesang eines Gefangenen) 

Wir berichteten in unserem Beitrag vom 22.04.2020 schon über die Bettwanzen auf der Station G II. Nun haben wir September und eine Veränderung am Problem ist nicht in Sicht.

„Seit nunmehr einem Jahr haben die Inhaftierten des Haus G der JVA Bützow erheblich mit der Unfähigkeit der JVA – im Rahmen des Gesundheitsschutzes zu kämpfen. Das Vollzugshaus G ist massiv mit Bettwanzen befallen. Inhaftierte haben mit dem Befall erhebliche Probleme, denn obwohl dieser Befall Meldepflichtig – gegenüber des Gesundheitsamtes ist – ist von Vertretern oder Gutachten wenig zu sehen. Ob das Gesundheitsamt überhaupt davon in Kenntniss ist, sei fraglich. 

Den Inhaftierten stinkt es aber so richtig, denn immer wieder müssen die Inhaftierten dann ihre Hafträume verlassen und es ist schon wenig Platz. Doch die JVA Bützow müsste eigentlich die ganze Station G II dicht machen, um das Problem anzugehen, doch statt dessen werden die verlassenen Haft räume in kürze wieder belegt, statt das Problem grundlegend anzupacken.

Das Bettwanzen jede Ritze, Steckdose oder Lüftungskanal aufsuchen und sich verbreiten, scheint man hier wohl nicht ernst zu nehmen,  Das wir durch Corona schon genug gebeutelt sind reiche wohl nicht aus, da wird einem noch eine Wanze zum Ärgerniss.

Für uns jedenfalls, stellt das Wanzenproblem eine totale Gesundheitsgefährdung und auch noch ein totales Versagen auf ganzer Linie hier dar.

„Folter oder Zuchtmittel, die Gesundheitsfürsorge in der JVA-Bützow“

Andreas Bach, Gefangener des Knastes Bützow, braucht seit Jahren, u.a. wegen seiner starken Schmerzen, eine zahnärztliche Behandlung. In seinem Bericht schildert er, inwiefern ihm diese vom Knast verweigert wird und er deswegen von einer „Gefährdung von Leib, Leben und Gesundheit“ und auch von Folter spricht.

Andreas hatte sich eine zahnärtzliche Behandlung wegen seines Abrasionsgebisses eingeklagt. Die Behandlung sollte er zum Teil selbst zahlen. Weil er allerdings Anfang 2019 durch die Modernisierung der Anstaltsküche seine Arbeit verloren hatte, verlor er nun auch das nötige Geld, um die Behandlung bezahlen zu können. 

„Obwohl bereits schon damals der Zahnarzt auf die Gefahren eines Abbruches der Behandlung hingewiesen hatte, wollte die JVA Bützow diese Gesamtkosten für mich, nun Mittellosen, nicht übernehmen oder vollstrecken. Immer wieder verfasste ich Anträge und Eingaben in dem er auch die erheblichen Schmerzen durch die verweigerte- dringend notwendige – Überkronung und zahnärtzliche Weiterbehandlung monierte. Immer wieder wurden Irsinnige und Schwachsinnige Gründe benannt um die Behandlung – die ca. 2.200 € kostet – abzuwieglen.

Weil Andreas außerdem mit weiteren Vorwürfen des Knastes konfrontiert war (wir berichteten), wurde seit seiner Erwerbslosigkeit im Knast jegliche weitere Arbeitsaufnahme verweigert. Er sollte also seine zahärztliche Behandlung mit dem Geld zahlen, welches man ihm verbot, zu erwerben.

Andreas muss noch 2 1/2 Jahre im Knast sitzen. „Sie hatten mich somit bis zu Terminende zu Schmerz und Leid verdonnert.“ Um die Schmerzen zu lindern, wurde Andreas „mit Scherzmittel zugepumpt. dadurch litt ich aber wiederum an Schlafentzug. Deswegen habe ich mir Schlafmittel verschreiben lassen. Die Schmerzen waren dann aber so erheblich, dass auch mein Blutdruck mittlerweile nicht mehr beruhigt werden konnte. In dem Statium, in dem ich mich jetzt befinde,  könnte man bereits von modernen Folter sprechen, wenn einem Inhaftierten derartig die ärtzliche Behandlung verweigert wird um die Kostenlast der JVA Bützow nicht zu streng zu überfordern.

Erst, nachdem sich Andreas an das Justizministerium wandte, erhielt er „plötzlich und unverhofft am 12.05.20 Arbeit. Nun darf ich mir, auf eine baldige Weiterbehandlung Hoffnung machen.“

Fehlende Sichterheitsgurte im Gefangenentransport

Am 11.08.2020 sollte Andreas, im Rahmen einer Besuchsüberstellung, von Bützow in den Knast Tegel verlegt werden. Auf dem Weg nach Tegel wurde der Gefangegentransporter in Neubrandenburg in einen Unfall verwickelt.

„Es kam zu einem heftigen Zusammenprall. In Folge dessen rutschte ich gewaltvoll gegen die mit Riffelblech ausgekleidete Fahrgastzelle und Knallte ungebremst gegen die Wand. 

Hierbei zog ich mir eine massive Knieprellung zu.  Nunmer wir bemängelt, dass sich in diesem Bus keine Sicherheitsgurte für die Inhaftierten befinden. Sie sitzen also schutzlos in der Fahrgastzelle. 

Man kann von Glück sprechen, dass der Aufprall mit geringer Geschwindigkeit geschehen ist (ca 30km/h). Man will sich nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn der Bus mit 60 oder 80 km/h einen Unfall hätte. Das ist unverantwortlich.  Dann würde ich diesen Mangel sicherlich nicht berichten können. […] Diesbezüglich muss jedoch zu erwähnen sein, dass die fehlenden Sicherheitsgurte im Bus des Landes M-V die Gefahr für Leib, Leben und Gesundheit erheblich bestärken. Bei mir jedenfalls ist durch den Unfall eine psychische Belastung hervorgetreten, denn nun fährt eine Angst mit, die seines gleichen sucht.“

Der hier beschriebene Umgang mit Gefangenen ist kein Bützow-Phänomen, sondern setzt sich in jedem beliebigen Knast fort und ist die logische Konsequenz, wenn einige Menschen der Willkür und uneingeschränkten Gewalt anderer Menschen ausgesetzt werden. Die Mitarbeiter*innen der Knäste fühlen sich wiederum in ihrem Umgang mit Gefangenen sicher, weil sie denken, unbeobachtet zu sein. Sie können machen was sie wollen – niemand sieht hin, niemand beschwert sich.

Diese Sicherheit sollten wir ihnen nehmen, indem wir aus den Knästen heraus berichten, die Belange der Gefangenen öffentlich machen, Verantwortliche benennen und sie zur Rechenschaft ziehen. 

Werdet solidarisch, schreibt Gefangenen, verbreitet ihre Belange und geht für sie und die Abschaffung aller Knäste auf die Straßen!