Ein Gefangener aus der sächsischen JVA Waldheim hat uns in einem Brief über die Willkür bei der Postkontrolle informiert. Der Knast argumentiert, dass aufgrund von sogenannten „neuen psychoaktiven Stoffen“ (NPS) Briefe kontrolliert werden müssen. NPS sind synthetische Rauschmittel, deren Handel und Verabreichung in Deutschland gesetzlich verboten sind. Es wird davon ausgegangen, dass Briefe als Medium benutzt werden, um NPS in den Knast zu schicken, indem das Papier damit getränkt wird. (Siehe Abbildung unten)
Dazu, wie genau das ausschaut, schreibt der Gefangene:
„Seit Mitte Januar lässt die Willkür so richtig grüßen! Die Schließer*innen der Sicherheit & Ordnung würfeln jeden Tag neu, welche Station welches Postaushändigungsverfahren bekommt und die 3 Verfahren sind:
- Der Brief wird kopiert. Der Brief, samt Umschlag, Beilagen geht als Original zur Habe und man erhält nur die Kopie. Briefmarken können nicht kopiert werden, außer es sind ausgedruckte Internetmarken.
- Der Brief mit allen Beilagen wird gelocht und wird im Original ausgehändigt und das Gelochte geht ins Labor zur NPS (Neue psychoaktive Stoffe) – Untersuchung.
- Der Brief mit allen Beilagen wird im Original ganz normal ausgegeben.
Man weiß also nie, welches Verfahren ausgewürfelt wird. Wie im Lotto.“
Diese Posteinschränkung aufgrund von Drogenschmuggel kann, wie wir bereits hier berichteten, auch in Allgemeinverfügungen resultieren, aufgrund derer den Gefangenen echte Briefe zum Teil komplett vorenthalten werden und Gefangene lediglich eine Kopie erhalten. Das finden wir inakzeptabel.
Denn es gibt minimal invasive Optionen, Briefe auf Drogen zu testen. Außerdem gibt es aus vielen Knästen die Vermutung, dass Schließer*innen sowie anderes Gefängnispersonal selbst Teil des Drogenschmuggels sind.
Als Anti-Knast-Gruppe wollen wir darüber hinaus auf zwei grundsätzliche Probleme hinweisen. Erstens ist die massenhafte Inhaftierung von Drogenabhängigen kein Umgang mit dem gesellschaftlichen Problem des Drogendmissbrauchs. Zweitens sind es auch die bedrückenden Haftbedingungen und die Perspektivlosigkeit in Haft, die die Gefangenen zum Konsum von Betäubungsmitteln bringen. Das Drogenproblem in den Knästen und die damit einhergehenden Risiken sind also auch eine Folge des Knastsystems an sich und lassen sich nicht durch mehr Repression lösen.
Für eine Befreiung aller.
